200 Jahre Graf von Reden

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Gedenkveranstaltungen zum 200. Todestag im Juli 2015 im Stadt-Museum Hameln, im Sept 2015 in Schloß Buchwald/Schlesien und im Okt 2015 in Rüdersdorf/Berlin. Im Redenhof in Hameln ist eine gußeiserne Gedenktafel aufgehängt worden anlässlich seines 200. Geburtstages im Jahr 1952. Sie wurde gestiftet von ehem. Schlesiern.

Friedrich Wilhelm von Reden wird als einziger Sohn des auf Hameln erbgesessenen Hofrats und Licent Kommissar (Ausfuhr-Zoll) der Calenberger Landschaft Johann Ernst Wilhelm von Reden und seiner Frau Sophie Caroline Sybille geb. von Reden (Cousine ersten Grades) am 23.3.1752 auf dem Redenhof in Hameln geboren.

Durch den frühen Tod seiner Mutter 1754 wächst er zunächst bei der Schwester seines Vater, Wilhelmine Amalie von Veltheim, auf Schloss Bartensleben/Sachsen-Anhalt auf, die er als Tante und quasi „Stiefmutter“ sehr verehrt. Später geht er in Hameln zur Schule. Sein Vater stirbt im Redenhof, als Friedrich Wilhelm 16 Jahre alt ist. Der Bruder seines Vater, Claus Friedrich (II.) von Reden, Herr auf Hastenbeck und kurhannoverscher geh. Kammerrat und Berghauptmann zuständig für die zum Kurfürstentum Hannover gehörenden Bergwerke des Oberharzes, nimmt den Neffen zu sich nach Clausthal.

In Clausthal erfährt er seine technische und praktische Ausbildung, anschließend studiert Friedrich Wilhelm Jura in Göttingen und Jena. Zur Weiter-und Fortbildung unternimmt er ausgedehnte Reisen u. a mit seinem Onkel und Förderer, Anton Frhr. von Heynitz (verheiratet mit Magdalene von Reden; Schwester seiner Mutter) und Karl Frhr. vom Stein. Auf einer dieser Reisen lernt er seine spätere Frau, Friederike Freiin von Riedesel kennen.

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Gedenktafel für Friederike Gräfin von Reden geb. Freiin von Riedesel an der Kirche Wang, Karpacz Górny/Polen (ehem. Brückenberg)

Das schlesische Oberbergamt übernimmt er 1779, das er 25 Jahre leitet und sich große Verdienste erwirbt. Der erstmalige Einsatz einer in England bestellten Dampfmaschine zum Austrocknen des Grubenwassers wird in Verbindung mit dem Frhr. Karl vom Stein erfolgreich angeschafft. Beide verbindet seit dieser Zeit eine lebenslange Freundschaft. Unter Mitwirkung von Graf Hardenberg werden diese drei zu den Initiatoren der preußischen Reformen nach 1806.

Friedrich Wilhelm von Reden wird für seine unermüdliche Schaffenskraft mit der Verleihung der Grafenwürde geehrt. „Zum sichtbaren Zeichen dafür werden seinem uralten Familienwappen Eisen und Schlegel hinzugefügt“ (König Friedrich Wilhelm II. von Preußen am 14.10.1786).

Nach dem Siebenjährigen Krieg zwischen Österreich und Preußen (1756 bis 1763) kommt das Riesengebirge zu Preußen und es wird „Mode“, dass der Adel und auch später die preußischen Könige sich im Hirschberger Tal ansiedeln. Als Erster etabliert sich dort, im sog. „Preußischen Elysium“, Friedrich Wilhelm Graf von Reden auf seinem Anwesen Schloß Buchwald. Aufgrund seiner Studienreisen nach England legt er den Park nach englischem Vorbild (ornamental farm) an und ist damit eine Art Trendsetter.

In den Jahren 1789 bis 1790 unternimmt Graf Reden mit seinem Vetter und Bergamtsstudenten, Friedrich Otto Burchard (Sohn des Berghauptmanns Claus Friedrich von Reden) eine ausgedehnte Englandreise. Das Ergebnis dieser Reise mit der Installation eines ersten Koksofens in Gleiwitz 1796 und drei weiteren in Königshütte 1800 zur Steinkohlenförderung ist marktführend und bahnbrechend für die kontinentale Eisenindustrie.

Viele Persönlichkeiten kommen immer wieder zu den oberschlesischen Gruben, auch um insbesondere die Dampfmaschine zu besichtigen. Johann Wolfgang von Goethe, damaliger Minister in Weimar schreibt in das Fremdenbuch der Grube bei Tarnowitz ein kleines Gedicht: „Fern von gebildeten Menschen am Ende des Reiches, wer hilft euch die Schätze finden und sie glücklich zu bringen ans Licht? Nur Verstand und Redlichkeit helfen.“ Königin Luise von Preußen hat bei einem Besuch ausgerufen: „Ja, unter der Erde ist es auch schön und prächtig.“

Graf Reden schuf aus der ländlichen Einöde des oberschlesischen Raumes ein blühendes Industrierevier – sozusagen die Schatzkammer des Königs von Preußen. Der Tod seines Onkels von Heynitz im Jahre 1802 bringt dem Grafen Reden die Nachfolge und somit die Ernennung zum Oberberghauptmann und zum wirklichen Geheimen Staatsminister von Preußen.

Die verheerende Niederlage der preußischen Armee bei Jena und Auerstedt (14.10.1806)  – auf den Tag genau 20 Jahre nach der Verleihung der Grafenwürde – führt zur Auflösung der preußischen Regierungsgeschäfte in Berlin und ein Großteil der Minister folgen dem König nach Ostpreußen. Nicht so Graf Reden, der um das Schicksal seiner Gruben bangt und im Zuge der weiteren französischen Administration auch den Eid auf Kaiser Napoleon leisten muß (1806). Dieser Eid kostet ihn nach dem Frieden von Tilsit (1807) das Amt durch Entlassung. Enttäuscht zieht er sich auf Schloß Buchwald zurück und stirbt dort 63-jährig durch ein anhaltendes Lungenleiden am 3.7.1815 – kinderlos.

Durch Fürsprache vom Frhr. vom Stein und Graf Hardenberg, beide wieder preußische Minister seit der Befreiung von den Franzosen nach der Schlacht an der Katzbach 1813, bei König Friedrich Wilhelm III. wird Graf Reden, dem Pionier des preußischen Hütten und Bergbauwesens, die Rehabilitation und die Verleihung des „Großen roten Adlerordens 1. Klasse“ in Berlin (1813) zuteil, aber nicht die Wiedereinsetzung in das Amt eines Ministers.

Sein schlesisches Erbe geht in die Familien seiner Frau und seiner Schwester (von Münchhausen/Schwöbber) bis 1945. Sein Calenberger Erbe geht im Rahmen des Fideikommiss an seine Vettern in Hameln, Bennigsen II, Wendlinghausen und Hastenbeck.

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Friederike Gräfin von Reden geb. Freiin von Riedesel (1774–1854), Friedrich Wilhelm Graf von Reden (1752–1815)